Wenn mich ein Buch wirklich reizt – Hans Fallada als Literaturkritiker
Ausstellung in der Dorotheenstädtischen Buchhandlung Berlin-Moabit vom 30. März bis zum 9. Mai 2025. Hans Fallada (1893 – 1947), der weltberühmte
Gemeint ist eine ominöse Busspur auf der Beusselstraße. Schon ab 20. März sollte eine Umleitung der Linien 101, 106, 245 und N 26 gefahren werden, wegen Bauarbeiten auf der Gotzkowskystraße zwischen Turmstraße und Alt-Moabit. Die BVG setzte Haltestellenmaste auf Alt-Moabit kurz vor der Beusselstraße und einen in der Beusselstraße in der Nähe der Huttenstraße. Dann hieß es, die Bauarbeiten seien um eine Woche verschoben, eines Sonnabends wurden die Bäume auf Alt-Moabit zwischen Gotzkowskystraße und Beusselstraße ausgeästet. Das schien alles noch logisch, denn die 101 und bisweilen die 245 fahren mit Doppeldeckern. Doch schon am 3. März wurde an der Waldstraße eine Baustelle eingerichtet, die aber am 6. März wieder aufgehoben wurde. Es hieß, die Verkehrslenkung Berlin (VLB) hätte zwei sich gegenseitig ausschließende Baumaßnahmen für den selben Zeitabschnitt genehmigt. Zwischenzeitlich wurde dann aber doch an der Waldstraße gearbeitet.
Nu jehts los ...
Für die Zeit ab dem 20. Juli wurden dann die besagten Umleitungsfahrten der genannten Linien erneut angekündigt und ab Betriebsbeginn auch gefahren – für rund sechs Stunden. Danach holte die BVG ihre Busse wieder auf den regulären Linienweg zurück. Beim Verkehrsverbund hieß es: „Kurzfristige Absage der Baustelle“. Am 24. Juli meldete schließlich das Bezirksamt Mitte in einer Presseerklärung, dass die Fahrbahn der Gotzkowskystraße zwischen Alt-Moabit und der Gotzkowskybrücke erneuert werden soll. Komisch, das lautete doch vorher ganz anders und dementsprechend stand es auch in den diversen Ausgaben des Änderungsheftes der BVG, „navi“.
Nu jehts aber wirklich los …
Ein Teil des Mittelstreifens von Alt-Moabit wurde zurückgebaut und asphaltiert, da sollte also zeitweise der Verkehr umgeleitet werden, das schien logisch. Und auch die dort aufgestellten Masten für Baustellenampeln schienen logisch. Schließlich standen überall, auch in der Beusselstraße von der Huttenstraße bis zur Kaiserin-Augusta-Allee Halteverbote „ab 07.08.2017“. Das schien erklärungsbedürftig. Und dann ging es los! Die Beusselstraße bekam eine Busspur in Gelb, die Pkw-Fahrer meinten dann auch prompt, deswegen ein Anrecht auf Gehwegparken zu haben. Wir Bürger danken es ihnen, denn es ist durch einzelne Schrägparker nicht nur noch weniger Platz, nein, das Mosaikpflaster auf dem sogenannten Unterstreifen ist dann auch mit jedem Tag mehr zerstört worden. Als Steuerzahler ist man doch immer zufrieden, wenn man so eindeutig erfahren kann, wofür die Steuergroschen verwendet werden (müssen). Wenigstens kam das Ordnungsamt mal vorbei und schrieb die gerade anwesenden Falschparker auf. Anständigerweise parkten dann etliche ihren Pkw auf der Busspur. Anständigerweise??? Ja, zumindest in Bezug auf unsere Gehwege, denn bis zur Beendigung des ersten Bauabschnittes der Fahrbahnerneuerung Mitte September, kurz vor dem Berlin-Marathon, fuhren dort – überhaupt keine Busse. Was die Akzeptanz von Busspuren ungemein fördern dürfte!
Und die Baustelle erst – ein Gedicht!
Vor allem die Absperrungen. Da wurde der Radweg auf Alt-Moabit in Richtung Gotzkowskystraße und derselbige auf der Gotzkowskystraße bis zur Brücke gesperrt, obwohl nur an der Kreuzung direkt eine Beeinträchtigung durch die Bauarbeiten gegeben war. Der Radfahrer sollte auf der Fahrbahn fahren. Für die Fahrt weiter auf Alt-Moabit war das logisch, aber biegt dort niemand nach rechts, zur Franklinstraße und zur Helmholtzstraße, ab? Es kam, wie es kommen musste: Wer von seinem „weg-da-hier-radle-ich-Weg“ verdrängt wird, meint wohl ein Anrecht auf das Bedrängen der Fußgänger zu haben, an der Ecke brauchte man als Fußgänger schon Rundum-Radar, denn sie kamen – sie kamen oft genug geschossen – von vorne, von hinten und von der Seite! Und erst gegenüber:
Der komplette Radweg auf der Ostseite der Gotzkowskystraße, von der Franklinstraße bis Alt-Moabit und der darauf zuführenden Radweg auf der Levetzowstraße waren abgesperrt. Obwohl da gar nicht gebaut worden ist. Der Erfolg dieser völlig sinnlosen Sperrung: Rundum-Radar für Fußgänger nötig. Der Grund: Tja, vielleicht ausgleichende Gerechtigkeit, denn wenn für die Autos weniger Platz ist, dann müssen vielleicht die Kampfradler aus Solidarität auch weniger Platz haben.
Und dann – nach der Hälfte aufhören?
Zum 27. August waren die Halteverbote in der Beusselstraße abgelaufen, die Baustelle dauert noch eine Weile. Nun, die westliche Fahrbahn der Gotzkowskystraße ist schön geworden (ganz abgesehen von einigen ondulierten Fahrbahnmarkierungen), ganz ohne die vielen Schlaglöcher, die allerdings eigentlich schon 2014 hätten ausgebessert werden sollen. Aber: die Wege der VLB sind unerforschlich. Alles wurde Mitte September schön beiseite geräumt. Schluss, aus, kein Geld mehr? Mitnichten, der Berlin-Marathon sollte ja nicht über einer Baustelle gehen. Und so standen kurz vorher Behelfshaltestellen mit den Ankündigungen „ab 25.9.2017“
Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das – Sich-verarscht-vorkommen
Ab dem 25. September fuhren tatsächlich Busse über die Busspuren, die Polizei räumte mit viel Einsatz die nicht mehr für voll genommene Busspur, die Pkw-Fahrer parkten ihre Blechbüchsen wieder auf dem Gehweg. Aber warum? Die Gotzkowskystraße war offen, keine Baustellenabsperrung störte das Bild des flüssigen Autoverkehrs. Erst eine Woche später sollte ab dem 4. Oktober etwas passieren – laut dem Zusatzschild eines Halteverbotes. Lediglich eine kleine Asphaltrampe an der Haltestelle von 101 und 106 in der Gotzkowskystraße deutete daraufhin, dass hier gebaut würde. Es schien logisch, denn dann könnte dieser Teil der Kreuzung auch erneuert werden. Die Firma BVLT, die die Verkehrszeichen und die Baustellenampeln aufstellte, ließ sich viel Zeit – wie schon im ersten Bauabschnitt. Dann aber, am 4. Oktober, war Großkampftag, es wurden Überstunden gemacht, um noch alle Fahrbahnmarkierungen aufzubringen. Hat bloß nicht geklappt, irgendwann muss auch mal Feierabend sein. Und so stand die halbfertige Baustellenabsperrung da. Am nächsten Tag weitermachen – ging nicht, bei Dauerregen kann man keine Fahrbahnmarkierungen aufbringen, wenn sie haltbar sein sollen. Und es kam der Sturm „Xavier“, der so manche unsinnig erscheinende Absperrung beiseite legte – oder hatten da genervte Auto- und Radfahrer nachgeholfen?
Das Geheimnis wird verraten
Anhand der schon fertigen Fahrbahnmarkierungen konnte man aber schon klar erkennen: Es gab in Richtung Norden nur eine Fahrspur, und das bei dem hohen Aufkommen an Linksabbiegern in die Beusselstraße. Aus der nördlichen Gotzkowskystraße durfte man nun nicht mehr Richtung Brücke fahren, Absperrschranken und „Durchfahrt-verboten-Schilder“ verboten es. Und aus Alt-Moabit durfte man nicht mehr links zur Gotzkowskybrücke abbiegen. Sollte die Sperrung etwa nur deshalb eingerichtet worden sein, um die Linksabbieger nicht durch Geradeausfahrer von der nördlichen Gotzkowskystraße zu behindern? Oder hatte da ein Planer ein Einsehen mit uns Bürgern und wollte der Busspur endlich einen Sinn geben? Und wieder wurden die schon oben aufgeführten Sperrungen der Radwege eingerichtet. Als ob Radfahrer nur geradeaus über Kreuzungen führen und nicht abbögen (oder gingen die Planer deshalb von nur geradeaus fahrenden Radlern aus, weil die ja beim Abbiegen sowieso keine Zeichen geben, also de jure geradeaus fahren? Oder war da der berühmte Praktikant am Werk?). Die Konflikte wie vor waren also vorprogrammiert.
Wer kommt auf solche Ideen?
Nun, ein flüchtig erhaschter Blick auf eine Ausführungszeichnung verriet es: Die Baustellensicherungsfirma selbst hatte wohl die tollen Pläne verbrochen und sich von der VLB „richtig-stempeln“ lassen. Leute also, die wohl nur in Schranken, Füßen, Schilderträgern und gelben Klebebändern denken können. Wozu haben wir dann eigentlich eine Behörde, die sich „Verkehrslenkung“ nennt? Oder war das eine Lehrveranstaltung, in der wir Bürger VLBs unerforschliche Wege nachvollziehen und ergründen können? Eine Mitarbeiterin aus dem Amt, der ich meine Mängelliste geschrieben hatte, antwortete mir, es sei alles geprüft worden und in Ordnung. Ich will ihr zugute halten, dass sie sich getreu dem Grundsatz „Wollen Sie eine diplomatische oder eine ehrliche Antwort“ wohl für die diplomatische entschieden hatte, vielleicht sah sie es ja genauso und wollte loyalerweise sich den Frust nicht anmerken lassen.
Und wie geht es nun weiter?
Bis zum Freitag, den 13. Oktober (irgendwann muss man einen geschriebenen und dann je nach Überraschung umgeschriebenen Artikel ja mal veröffentlichen), war immer noch kein Fortschritt bei der Fortführung der Arbeiten zu erkennen. Nun sollte es ja eine Phase trockenen Wetters geben, da hätte man hoffen können, dass mit den Markierungsarbeiten fortgefahren würde. Eigentlich sollten gemäß den Informationen der Verkehrs-Informations-Zentrale VIZ die eigentlichen Sanierungsarbeiten an der Fahrbahn bis „Ende 10/17“ dauern. Sie hatten aber noch nicht einmal angefangen. Und im BVG-navi für den Monat Oktober steht, dass die Bauarbeiten „Verschoben, Termin noch nicht bekannt“ wären – die Busse fuhren aber trotzdem seit drei Wochen eine bis jetzt überflüssige Umleitung, und das, obwohl eineinhalb Wochen noch nicht einmal etwas abgesperrt war. Das machte werktags allein für die Linie 245 bei rund 600 Metern pro Fahrt stolze 61 km pro Tag an Werktagen. Zusätzliche Abgase und Dieselruß und weitere Wege für Fahrgäste. War nicht von Förderung des Nahverkehrs die Rede? War nicht von Klimaschutz die Rede? War nicht von Förderung von Fußgängern und Radverkehr die Rede? Man fragt sich.
Gastautor: Andreas Szagun