Jetzt kommt die Vielfalt der Welt nach Moabit. Eine Buchhandlung, geführt von der Literaturagentin Sharmaine Lovegrove. Die möchte den Verlagen zeigen, was sie falsch machen.
Wir haben unseren Veranstaltungskalender überarbeitet und um neue Quellen ergänzt. Hier ein Überblick über die wichtigsten Neuerungen:
1. Neue Filtermöglichkeiten
Auf ein Wort mit Dagmar Becker vom SOS-Kinderdorf Berlin-Moabit zum Thema Familienbildung
Man nehme acht bis zehn Familien mit jeweils ein bis drei Kindern und setze sie alle zusammen mit zwei Betreuerinnen in einen Raum. Jede Familie bekommt einen eigenen Tisch und spielt daran ein Spiel. Kommunikation und Kooperation innerhalb der Familie stehen bei diesen Treffen im SOS-Kinderdorf im Vordergrund. Aber auch der Blick rüber zu den Nachbarntischen: wie machen das die anderen Famiiien? Obwohl jedes Mal andere Spiele gespielt werden, unterliegt der Ablauf dieser Treffen festen Ritualen. Jede Familie hat ihren Tisch und jedes Familienmitglied übernimmt klare Aufgaben. So initiieren die Eltern immer die Spiele und werden dadurch in ihrer Elternrolle gestärkt. Die anwesenden Betreuerinnen gehen von Tisch zu Tisch und wirken als Familien-Coach, in dem sie den Eltern Anregungen und Hilfestellungen geben. Im Anschluss ans Spielen gibt es ein gemeinsames Essen, das immer eine der Familien für alle anderen gekocht hat. Danach werden die Kinder betreut, damit die Eltern in Ruhe ihre Auswertungsrunde machen und dabei voneinander lernen können. Dort geht es zum Beispiel darum, wie man schwierige Situationen während des Spielens löst. "Dieses ganz wertvolles Projekt", so Dagmar Becker, die seit 2005 die Familienbildung im SOS-Kinderdorf koordiniert, "soll Familien mit unterschiedlichen Migrationswurzeln zusammen bringen, damit sie eine sinnstiftende Familienzeit verleben." Es heißt "Familie und Nachbarschaft", kurz FuN, und wird finanziell gefördert durch die Jugend- und Familienstiftung. "Klassische Familienbildung ist eher an Mittelschichtsfamilien orientiert. Wir haben hier aber viele ärmere Familien und viele mit Migrationshintergrund, die dadurch nicht gut erreicht werden. Daher sind bei uns besonders Sprachbildung und -förderung wichtig," so die Berlinerin, die selbst auch in Moabit lebt.
Nach ihrer Ausbildung zur Erzieherin arbeitete Dagmar Becker in unterschiedlichen Einrichtungen, u.a. bei der "Eltern-Kind-Initiative" und in einem Kreuzberger Frauenstadtteilzentrum, in dem sie auch Selbstverteidigungskurse gab. Bevor sie zum SOS-Kinderdorf kam, wo sie auch als Fitnesstrainerin tätig ist, verbrachte sie acht Jahre in Frankfurt und Wiesbaden, wo sie zwischen den beiden Büros einer Organisation, die sich mit internationaler Werierbildung und Entwicklung beschäftigt, pendelte. Das Sportliche und das Interkulturelle ziehen sich bei der passionierten Skilangläuferin wie ein roter Faden durch ihr ganzes Leben, "und hier bei SOS bin ich durch die große Vielfalt meiner Aufgaben beruflich angekommen."
Dagmar Becker organisiert in Kooperation mit zwei Kindertagesstätten auch das so genannte Rucksackprojekt. "Wir dachten, das sei gut geeignet, um Familien mit Migrationsgeschichte ins Haus zu holen, also Familien, in denen Kinder mehrsprachig aufwachsen." Die in das Rucksackprojekt eingebundenen Elternbegleiterinnen, die die Sprache der Familien sprechen, schlagen die Brücke zu den Familien. Und wie kann man sich das vorstellen? "Ein Rucksack mit Wissen über frühkindliche Bildung wird gepackt mit all dem, was die Kinder interessiert und was sie gern lernen möchten," so Dagmar Becker. Jeweils fünf bis neun Mütter treffen sich einmal in der Woche mit den Elternbegleiterinnen. Diese übermitteln ihnen Übungen und Aufgaben. Sie zeigen ihnen Bastelarbeiten und Spiele, die die Mütter dann zuhause mit ihren Kindern machen können. Die Treffen, bei denen in der Muttersprache der Frauen gesprochen wird, finden ohne die Kinder statt, was den Vorteil hat, dass auch Gesundheits- und Erziehungsthemen wie das Fernsehverhalten besprochen werden können. Momentan existieren vier solcher Gruppen, in der SOS-Kita eine türkische und eine gemischt-sprachige Gruppe, und in der Kita "Sprachwelt" sind es eine arabische sowie eine gemischt-sprachige. Dort wird u.a. Griechisch und Ungarisch gesprochen. Und so funktioniert die Kooperation mit den Kitas: Dreht sich dort z.B. gerade alles um das Thema Kleidung auf Deutsch, dann beschäftigen sich die Rucksack-Mütterrunden parallel auch mit diesem Thema in ihren jeweiligen Muttersprachen. Neun Monate läuft das Rucksackprojekt, das durch das Programm "Soziale Stadt" finanziert wird. Da die aktuelle Förderung gerade ausläuft, ist Dagmar Becker dabei zu sondieren, wie es weiter gehen kann. Wie wichtig es für Menschen mit Migrationshintergrund ist, konsequent parallel ihre Muttersprache und die deutsche Sprache zu sprechen, verdeutlicht sie an einem Beispiel: "Wie die einzelnen Teile vom Fahrrad heißen, wissen manche Leute, die schon lange in Deutschland leben, muttersprachlich gar nicht mehr. Wir fördern also nicht nur Sprache der Kinder, sondern auch die der Mütter. Das FuN-Projekt geht in der nächsten Phase in die Verselbständigung. Dann sollen die Familien selbst das Zepter in die Hand nehmen. Nur noch eine Person von uns wird das begleiten, um die Struktur zu bewahren."
Alles ist vergänglich. Bei manchen Dingen macht uns das traurig, bei anderen freut es uns. Und Street Art wäre ohne gar nicht denkbar. Schade nur, dass es so schwer ist, das zu akzeptieren.
Man weiß erst, was man hatte, wenn es fort ist. Mit dem Merhaba Discount geht ein Herzstück des Moabiter Lebens verloren. Aber die Menschen werden seiner gedenken.
Die Berliner Kinos leiden. Die Besucher bleiben weg und das Geld fehlt gerade den kleinen Betreibern. Wenn die Kinos sterben, geht eine jahrhundertealte Tradition verloren. Und ein Stück Demokratie.