Jetzt kommt die Vielfalt der Welt nach Moabit. Eine Buchhandlung, geführt von der Literaturagentin Sharmaine Lovegrove. Die möchte den Verlagen zeigen, was sie falsch machen.
Wir haben unseren Veranstaltungskalender überarbeitet und um neue Quellen ergänzt. Hier ein Überblick über die wichtigsten Neuerungen:
1. Neue Filtermöglichkeiten
Die schmale Afrikanerin aus Simbabwe hat sich aktuell nicht mehr als Kandadatin für den Quartiersrat Moabit-Ost aufstellen lassen – einfach zu viel zu tun. Alleinerziehend mit Kleinkind die Magisterarbeit in Englischer Philologie fertig zu schreiben, da ist man rund um die Uhr schon gut beschäftigt. Knapp zwei Jahre hat Vimbai Chiwuswa im Quartiersrat mitgearbeitet und sich für Projekte in ihrer Nachbarschaft eingesetzt. Außerdem ist sie ist aktiv bei den Grünen, war im Jahr 2011 Landesdelegierte. Sie steht auf der Nachrückerliste für die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte.
Chiwuswa lebt gerne in Moabit, sie fühlt sich hier sicher. „Ich kann nachts zu jeder Zeit nach Hause kommen, es ist noch nie was passiert“, sagt sie. Nur eine Nachbarin stört etwas im Haus, weil es manchmal aus ihrer Wohnung stinkt, denn sie hält zu viele Katzen. Chiwuswa ist 2001 im Alter von 22 Jahren nach Berlin gekommen und geblieben. Schuld daran war zuerst ihr Wunsch zu studieren und dann die Liebe.
Das Leben lief nicht geradeaus weder im persönlichen noch in der Arbeitswelt. Die heute 35jährige hatte schon viele Jobs. Als sie nach Deutschlang gekommen war, hat sie Wohnungen und Restaurants geputzt, auf Messen, als Dolmetscherin oder Konferenzassistentin gearbeitet. Sechs Jahre war sie Pflegehelferin. Immer wieder ist sie auch freundlichen Menschen begegnet und hat Unterstützung gefunden. Sie strahlt Optimismus aus. Und der war dringend notwendig für ihr Studium. Sie brauchte oft länger als die anderen, um mit einem Text zu rande zu kommen. Das führt sie auf ihre schlechte Vorbildung zurück. Auch wenn sie sich nicht völlig darauf fixieren will, nach ihrem Abschluss wünscht sie sich eine gute Stelle in der Entwicklungshilfe.
Mit Hilfsprojekten hat Chiwuswa schon längst angefangen. Mit privaten Aktivitäten, wie Essen kochen auf einem Straßenfest und Spendensammeln hat sie gemeinsam mit Freunden und ihrer in England lebenden älteren Schwester dafür gesorgt, dass für die Shamba-Grundschule Toiletten gebaut werden konnten. Die Shamba-Grundschule liegt in Shurugwi. Ihre Schwester hat sie drei Jahre lang besucht und weitere Geschwister sind einige Jahre auf diese Schule gegangen, wenn sie bei ihren Großeltern gelebt haben. Nicht alle Verbesserungen brauchen sehr viel Geld. Die Schule hat jetzt zwei Toiletten-Blocks, je acht Kabinen für die Jungen und die Mädchen. Die Lehmziegel dafür haben Schüler und Lehrer selbst hergestellt. 2010 haben Chiwuswa und ihre Freunde dann den Verein Shamba e.V. gegründet als Förderverein für diese Schule. Die Anerkennung als gemeinnütziger Verein hat lange gedauert.
Deshalb hat Chiwuswa zwischendurch in einem Seminar zur Initiierung sozialer Projekte an der Freien Universität gemeinsam mit anderen Studenten ein Brunnenprojekt für die Schule ins Leben gerufen. Der alte Brunnen war schon lange versiegt. Weil trotz der großen Entfernung der Kontakt mit der Schule sehr eng ist, konnten Lehrer, Eltern und Unterstützer gemeinsam beraten, was zuerst verbessert werden sollte. Und das war der Brunnen, denn Wasser ist in dieser trockenen Landschaft extrem wichtig. Gemüseanbau im Schulgarten, Hühnerhaltung und andere landwirtschaftliche Aktivitäten könnten gestartet werden, war die Überlegung, vielleicht sogar Schulessen gekocht. Die Schüler haben Bilder gemalt und kleine Geschichten geschrieben, was mit Wasser alles möglich wäre. Über die Spendenplattform betterplace.org hat die Studentinnengruppe 4.167 Euro gesammelt, zwei hydrologische Gutachten in Auftrag gegeben und einen Brunnen bohren lassen. Zunächst war es ein Brunnen mit Handpumpe. Für einen Brunnen mit Wassertank wurden insgesamt 6.000 Euro benötigt, den Rest des Spendengeldes hat Shamba e.V. gesammelt. Also ist jetzt ist ein 5.000 Liter Wassertank mit Stand und eine Elektropumpe dazu gekommen. Das Projekt steht kurz vor dem Abschluss. Der Brunnen ist für die ganze Region ein Gewinn.
Die Unterstützung für die Schule aber läuft weiter, jetzt konzentriert auf Schulmaterialien für Schüler und Lehrer. Außerdem müssen die alten und baufälligen Schulgebäude repariert werden, auch die Lehrerwohnhäuser. Es werden dringend auch noch neue Toiletten gebraucht. Für die Lehrertoiletten fehlen noch 1.000 Euro für Material und den Baumeister. Wenn das Geld da ist, dann geht der Bau schnell. Die Community hilft beim Graben, bei der Ziegelherstellung und beim Bau.
„Ich habe in der Schule damals Milch und Brötchen bekommen“, erinnert sich Chiwuswa, „das gibt es jetzt nicht mehr.“ Es ist für die arme Landbevölkerung sehr schwer ihre Kinder zur Schule zu schicken, lange Fußmärsche sind notwendig, die Kinder brauchen Essen, weil sie den ganzen Tag von zu Hause fort sind. Und in höheren Klassen ist dann Schulgeld zu zahlen. „Deshalb wollen wir diese Schule unterstützen“, sagt Chiwuswa. Sie freut sich über jeden noch so kleinen Beitrag. Auch Sachspenden sind willkommen.
Alles ist vergänglich. Bei manchen Dingen macht uns das traurig, bei anderen freut es uns. Und Street Art wäre ohne gar nicht denkbar. Schade nur, dass es so schwer ist, das zu akzeptieren.
Man weiß erst, was man hatte, wenn es fort ist. Mit dem Merhaba Discount geht ein Herzstück des Moabiter Lebens verloren. Aber die Menschen werden seiner gedenken.
Die Berliner Kinos leiden. Die Besucher bleiben weg und das Geld fehlt gerade den kleinen Betreibern. Wenn die Kinos sterben, geht eine jahrhundertealte Tradition verloren. Und ein Stück Demokratie.