Wie viel Durchgangsverkehr verträgt eine Wohnstraße? Die Zinzendorfstraße ist gerade mal 200 Meter lang und doch ein Paradebeispiel für große stadtplanerische Fragen. Und für einen jahrzehntelangen Kampf um Ruhe und Sicherheit.
Jetzt kommt die Vielfalt der Welt nach Moabit. Eine Buchhandlung, geführt von der Literaturagentin Sharmaine Lovegrove. Die möchte den Verlagen zeigen, was sie falsch machen.
Im ersten Hof der Carl-Bolle-Grundschule in der Waldenserstraße wurde diese Woche eine neue Skulptur eingeweiht. Eingeladen waren die Beteiligten aus Schule, die Nachbarschaft und die Presse. Aufgereiht wie Hühner auf der Stange saßen die Jungen und Mädchen auf den Backsteinmäuerchen und lauschten aufmerksam den Rednerinnen, um gleich danach fröhlich aufzuspringen und die von ihnen selbst gestalteten Keramikteile in der Skulptur wieder zu entdecken. Denn der "Turm des Lernens" besteht nicht nur aus Zahlen und Buchstaben, es finden sich Bienen, Schnecken, Weltkugeln, eine Eule, ein Trichter und viele Ton-Würfel, in die Berufswünsche der Kinder eingeprägt sind. Ein halbes Jahr lang hat die Künstlerin Bärbel Rothhaar mit Schülerinnen und Schülern, den Erzieherinnen und einigen aus dem Lehrerkollegium daran gearbeitet.
Die vier Wappen des Bildhauers Otto Lessing an der mehr als 100 Jahre alten Schulfassade bildeten den Ausgangspunkt des Projektes, das sich mit dem Lernen sowohl von Schülern als auch von Lehrern auseinander gesetzt hat. Auf diesen alten Wappen sind Bienen, Schnecken, ein Globus und der "Nürnberger Trichter" abgebildet, mit dessen Hilfe sozusagen automatisch das Wissen den Köpfen der Schüler eingetrichtert werden sollte. Eine Lernform, die schon längst nicht mehr zeitgemäß ist, wenn sie es denn je war. Schüler zeichneten diese alten Symbole des Lernens ab, wobei sich herausstellte, dass viele Erwachsene, die vorbeieilten, sie dabei zum ersten Mal wahrgenommen haben. Aus den Schnecken neben den sprichwörtlichen "fleißigen Bienen" haben die Schüler mit ihrem eigenen Humor den Wunsch abgeleitet, dass „jeder auf seine Weise lernen können soll“ und das auch so in Ton modelliert.
Weiter ging das Projekt mit Umfragen unter Lehrern und Schülern. Schüler konnten ihre Wünsche für Lernbedingungen und Verbesserung des Unterrichts kundtun mit dem einhelligen Ergebnis: "Lernen sollte freier und kreativer sein". Lehrer wurden gefragt, was sie schon mal von ihren Schülern gelernt hätten. Das war zum Beispiel "auf Arabisch zählen" und "Freundschaftsarmbänder knüpfen". Bärbel Rothhaar erzählte, dass die feundliche Atmosphäre der Carl-Bolle-Schule und die Offenheit der Kinder sie von Anfang an begeistert hat. Das begann schon bei ihrem ersten Besuch: "Zwei Mädchen nahmen mich an der Hand und zeigten mir die ganzen Schulhöfe. Und wo halten Schüler einem die Türen auf? Das ist mir bisher noch nicht begegnet." Dabei liegt die Schule in einem schwierigen Umfeld, viele Schüler haben Bedarf an spezieller Förderug. Hier wird erfolgreiche Integrationsarbeit geleistet auch mit Romakindern.
Aussagekräftig sind auch die Berufswünsche, die die Kinder in feuchten Ton gestempelt haben. Sie zeigen eine breite Palette: Taxifahrer, Automechaniker, Lehrer, Polizist, Forscher, Weltklasseschwimmer, Chemiker und Pilot ("Ich möchte gern Pilot werden, die Welt umkreisen") zum Beispiel oder Kindergärtnerin, Friseurin, Lehrerin, Popstar, Kinder- und Tierärztin, Tänzerin bei den Mädchen. Eine will später mal "Schäferin von der Schule" werden, die Nachfolgerin der Schulleiterin Cordula Stobernack. Denn mit Schäferin sei eigentlich Chefin gemeint, erklärt Bärbel Rothhaar. Schäferin gefällt mir doch viel besser als Chefin und passt ganz prima zu einer Schulleiterin, die sich um ihre "Schäfchen" so aufmerksam kümmert, wie das Cordula Stobernack tut.
Das Projekt wird im Rahmen des Quartiersmanagements Moabit West (Beusselstraße) aus Mitteln des Programms Soziale Stadt (EU, Bund und Land Berlin) gefördert. Es ist Bestandteil eines Beteiligungsprojektes zur Umgestaltung aller drei Schulhöfe der Carl-Bolle-Grundschule. Die Pläne dafür sind mit Hilfe der Landschaftsplanerin Birgit Teichmann schon fertig gestellt. Beatrice Pfitzner konnte verkünden, dass die Gelder für den hinteren Hof bereits bewilligt sind.
Jetzt kommt die Vielfalt der Welt nach Moabit. Eine Buchhandlung, geführt von der Literaturagentin Sharmaine Lovegrove. Die möchte den Verlagen zeigen, was sie falsch machen.
Man muss nicht gewinnen, um als Siegerinnen vom Platz zu gehen. Klingt nach einer Floskel, aber für den FSV Moabit ist es wahr. Die Frauenmannschaft hat gegen den männlich dominierten FC Bundestag verloren. Und halt auch nicht.
Alles ist vergänglich. Bei manchen Dingen macht uns das traurig, bei anderen freut es uns. Und Street Art wäre ohne gar nicht denkbar. Schade nur, dass es so schwer ist, das zu akzeptieren.
Man weiß erst, was man hatte, wenn es fort ist. Mit dem Merhaba Discount geht ein Herzstück des Moabiter Lebens verloren. Aber die Menschen werden seiner gedenken.