Jetzt kommt die Vielfalt der Welt nach Moabit. Eine Buchhandlung, geführt von der Literaturagentin Sharmaine Lovegrove. Die möchte den Verlagen zeigen, was sie falsch machen.
Wir haben unseren Veranstaltungskalender überarbeitet und um neue Quellen ergänzt. Hier ein Überblick über die wichtigsten Neuerungen:
1. Neue Filtermöglichkeiten
Wir sitzen am Dienstag abend seit ewigen Zeiten mal wieder beim Schwaben - Weitzmann im S-Bahnbogen an der Paulstraße - und der allseits bekannte, freundlich hektische, Tagesspiegel-Verkäufer hat auch den "tip" dabei. Das Titelbild leuchtet schwarz - rot. Eine junge blonde Schönheit reißt ihre Jacke auf, darunter ein schwarzes T-Shirt "Moabit" in altertümelnder Schrifttype.
Also ebenfalls seit ewigen Zeiten mal wieder den "tip" gekauft. Das Titelbild sieht ein bißchen aus wie ein Foto der Serie "M wie Moabit" von Jan Poppenhagen. Diese Serie von Jugendlichen, aufgenommen im nächtlichen Moabit, hing 2007 auch im Stadtschloss in der Rostocker Straße und sorgte für kontroverse Diskussionen. Die Fotos sprechen eine so direkte und authentische Sprache, dass sie auf Begeisterung und auch auf Abwehr stoßen. "Aber das Titelbild kann doch unmöglich von Jan sein", sagt Jürgen, "das ist ein Studiobild."
Wir suchen das Impressum und finden einen "Dank an Jan Poppenhagen, dessen Bildidee wir freundlicherweise übernehmen durften". Doch zuhause eine mail von Jan an Freunde und Bekannte. Er stellt klar, dass er das Titelbild nicht fotografiert hat und dem "tip" auch nicht erlaubt hat, seine Idee zu kopieren. Im Gegenteil das "weichgespülte" Foto gefällt ihm überhaupt nicht. Und der Text?
Im ersten Moment ist man ganz erfreut, dass Moabit ausnahmsweise mal nicht nur als Problemkiez und Kriminalitätsschwerpunkt dargestellt wird, wie zum Beispiel im Zeitartikel, auf den der Autor kurz verweist. Aber finden wir uns wieder in diesem Artikel zwischen "Absturz und Aufbruch"? Ein schönes Portrait von Gitarre Moabit, ein Interview mit Juerg Judin, Schweizer Galerist an der Heidestraße. Eindrücke aus Gesprächen mit den Machern von Kurt-Kurt, mit Mitarbeitern des Quartiersmanagements Moabit West, mit Stephan la Barré vom Verein "BürSte". Auch mit mir hat tip-Autor Erik Heider gesprochen. Herausgekommen ist ein Sammelsurium: die über Moabit schwebende Veränderung wird als Aufwertung begriffen, Aufwertung durch Bauvorhaben rund um den Hauptbahnhof, das neue Viertel an der Heidestraße, Ansiedelung von Künstlern usw. Doch kann diese Aufwertung als die eigentliche Gefahr für Moabit begriffen werden. Wenn es hier erst einmal hipp ist, geht jede Ursprünglichkeit verloren und Verdrängung droht.
Jugendliche kommen überhaupt nicht vor, weder deutsche noch mit Migrationshintergrund. Gerade in diesem Punkt straft der Text die Titelaussage "Jetzt zeigen wir's Euch" Lügen.
Alles ist vergänglich. Bei manchen Dingen macht uns das traurig, bei anderen freut es uns. Und Street Art wäre ohne gar nicht denkbar. Schade nur, dass es so schwer ist, das zu akzeptieren.
Man weiß erst, was man hatte, wenn es fort ist. Mit dem Merhaba Discount geht ein Herzstück des Moabiter Lebens verloren. Aber die Menschen werden seiner gedenken.
Die Berliner Kinos leiden. Die Besucher bleiben weg und das Geld fehlt gerade den kleinen Betreibern. Wenn die Kinos sterben, geht eine jahrhundertealte Tradition verloren. Und ein Stück Demokratie.