Jetzt kommt die Vielfalt der Welt nach Moabit. Eine Buchhandlung, geführt von der Literaturagentin Sharmaine Lovegrove. Die möchte den Verlagen zeigen, was sie falsch machen.
Wir haben unseren Veranstaltungskalender überarbeitet und um neue Quellen ergänzt. Hier ein Überblick über die wichtigsten Neuerungen:
1. Neue Filtermöglichkeiten
heißt das gerade im Selbstverlag erschienene Buch von Gertrude Kölbach-Arabu mit Erzählungen und Gedichten aus ihrem Leben. Fotos von Geschwistern, Eltern und Großeltern ergänzen den Text. Den Titel schmückt das Bild (rechts) „Das Lächeln breitet sich aus“ von Beate Weywara, einer befreundeten Malerin. Morgen Freitag, den 24. September wird die Autorin im SOS-Kinderdorf daraus vorlesen begleitet von Geigen- und Klaviermusik (Einladung unten).
Gertrude Kölbach-Arabu engagiert sich ehrenamtlich im SOS-Kinderdorf, seit sie mit ihrem Ehemann Najib 2005 aus Charlottenburg nahe am Kurfürstendamm in die Moabiter Waldstraße gezogen ist. Beide haben sich in Moabit gleich heimisch gefühlt: „Es ist ruhiger hier und viel leichter mit den Menschen aus der Nachbarschaft in Kontakt zu kommen.“
Geboren ist sie 1949 und wuchs im Hessischen nahe Frankfurt am Main auf. Ihre Mutter starb früh. Die Neunjährige wurde zuerst von den Großeltern väterlicherseits, als diese erkrankten von denen mütterlicherseits aufgenommen. Lücken in der Familiengeschichte als kleine Geheimnisse oder Legenden blieben lange Zeit ungeklärt. Das fing schon bei ihrem Vornamen an: Gertrude. Das an Gertrud angehängte „e“ hätte ein unachtsamer Standesbeamte zu verantworten, hieß es. Erst als Erwachsene erfuhr sie, dass ihre Mutter nur so den Namen Gertrude gegen den Vater und dessen Mutter durchsetzen konnte. Viele dieser kleinen Geschichten sind in dem Buch enthalten. Gertrude Kölbach-Arabu schildert die Menschen und Lebensumstände ihrer Kindheit, wie auch des weiteren Lebenswegs. Gefühle und Erlebnisse sind hier zu Poesie verdichtet.
Dass sie mit 14 Jahren eine kaufmännische Lehre im Textikgroßhandel machte und nicht auf eine höhere Schule gehen konnte, bestimmte die Familie: „Weil, das hat Zukunft!“ Eine kaufmännische Lehre war in Egelsbach damals nicht möglich, nur in Frankfurt. So kehrte sie mit ihren jüngeren Geschwistern wieder zum Vater zurück. Handgreiflichen Auseinandersetzungen entfloh sie in ein Mädchenwohnheim, wo sie einige Jahre lebte. Sie heiratete früh auch um dort heraus zu kommen. Nach der Lehre wird sie bei IBM als Phonotypistin eingestellt. Es folgten lange Jahre Berufstätigkeit und Karriere. Unzufrieden mit der Reduzierung ihres Selbst auf den Beruf, wünschte sie sich einen sozialen Beruf ergreifen zu können. Deshalb hat sie auf der Abendschule das Abitur nachgeholt. „Das war die anstrengendste Zeit meines Lebens.“ Im Buch beschreibt sie den Aufbruch zu völlig neuen Horizonten, ein Kennenlernen der Welt. Mit 35 Jahren kam sie 1984 zum Psychologiestudium nach Berlin und lernte bald darauf ihren zweiten Mann Najib kennen. Auch er ist Psychotherapeut; er stammt aus dem Irak. Sie arbeitete neun Jahre lang halbtags in der Erziehungsberatung bei einem freien Träger mit Kindern und Jugendlichen aus vielen Ländern und hatte auch eine eigene Praxis für Psychotherapie. Seit letztem Herbst ist sie Rentnerin; Najib hat das aktive Berufsleben zu Beginn dieses Jahres beendet.
Sie heiratete in eine herzliche, tolerante aramäisch-christliche Familie hinein. 1990 zu Ostern besuchte sie zum ersten Mal im Irak. Als ihr Schwiegervater sie zu den traditionellen Familienbesuchen mitnimmt, weiß sie, dass sie akzeptiert und angenommen ist. Ein zweites Mal fuhren sie 1993 in den Irak. Dieses Mal in einer schwierigen politischen Situation nach dem zweiten Golfkrieg. Überall wird sie für eine Amerikanerin gehalten. Es fällt ihr sehr schwer mit den feindlichen Blicken umzugehen - besonders mit den feindlichen Blicken der Frauen. Mittlerweile lebt die Familie ihres Mannes verstreut über die ganze Welt, die meisten in Amerika und Kanada.
Zum Schreiben kam sie während einer Körpertherapieausbildung in der Schweiz mit einer sehr kreativen Gruppe und später in einer Zehlendorfer Schreibgruppe. Selbsterfahrung, Klärung der Familienbeziehungen, Erkenntnis der eigenen Person und Heilung von Verletzungen standen im Mittelpunkt der Texte. Gertrude Kölbach-Arabu hat sich intensiv mit Chinesischer Philosophie und Medizin beschäftigt Sie leitet im SOS-Kinderdorf Qi-Gong Kurse zuerst für Kinder, jetzt für Erwachsene immer Montags abends. Als Dienst an der Gemeinschaft hat sie es sich außerdem zur Aufgabe gemacht, die Waldstraße in einem Abschnitt von Müll zu säubern.
Szenische Lesung: es lesen: Bettina Wagner und Gertrude Kölbach-Arabu es musizieren: Tilman Hussla, Geige und Niklas Dornes, Klavier Freitag, den 24. September 2010 von 19 bis 21 Uhr im SOS-Kinderdorf Berlin-Moabit, Waldstr. 23/24, 10551 Berlin
Lesen Sie ihr Gedicht „Baum – Schuhbaum“ über den Baum, der früher an der Spitze des Paech-Brot-Areals stand und der nicht nur in ihren Augen für eine Kunstaktion missbraucht wurde.
Gertrude Kölbach-Arabu ist auch schon von Eva-Maria Kaes in der Hall of Fame des Quartiersmanagements Moabit West portraitiert worden.
Alles ist vergänglich. Bei manchen Dingen macht uns das traurig, bei anderen freut es uns. Und Street Art wäre ohne gar nicht denkbar. Schade nur, dass es so schwer ist, das zu akzeptieren.
Man weiß erst, was man hatte, wenn es fort ist. Mit dem Merhaba Discount geht ein Herzstück des Moabiter Lebens verloren. Aber die Menschen werden seiner gedenken.
Die Berliner Kinos leiden. Die Besucher bleiben weg und das Geld fehlt gerade den kleinen Betreibern. Wenn die Kinos sterben, geht eine jahrhundertealte Tradition verloren. Und ein Stück Demokratie.