Jetzt kommt die Vielfalt der Welt nach Moabit. Eine Buchhandlung, geführt von der Literaturagentin Sharmaine Lovegrove. Die möchte den Verlagen zeigen, was sie falsch machen.
Wir haben unseren Veranstaltungskalender überarbeitet und um neue Quellen ergänzt. Hier ein Überblick über die wichtigsten Neuerungen:
1. Neue Filtermöglichkeiten
Seit 1998 hat die Geschichtswerkstatt Tiergarten über diesen Friedhof, der in den letzten Kriegswochen als Notfriedhof genutzt wurde, geforscht. Viele Zeitzeugen wurden befragt und einige Menschen konnten endlich Gewissheit erlangen, wo ihre Angehörigen beerdigt liegen. Als Herausgeber haben der Heimatverein Tiergarten e.V. in Kooperation mit Berliner Unterwelten e.V. diese Erkenntnisse jetzt als Buch vorgelegt: Bernd Hildebrandt und Ernst Haiger, "Kriegsende in Tiergarten. Die Geschichte des Kriegsgräberfriedhofes Wilsnacker Straße" (19,90 Euro).
Hier liegen Männer, Frauen, Kinder, Soldaten, Zwangsarbeiter, insgesamt mehr als 300 Menschen begraben, die am Ende des 2. Weltkriegs in der näheren Umgebung ums Leben kamen. Sie starben bei den Kämpfen, im Luftschutzkeller, während sie lebensnotwendige Dinge besorgten, durch Genickschuss oder sie begingen Selbstmord. Ein 11jähriger Junge aus der Lehrter Straße starb beim Spielen mit einer Granate. Eine unvollständige Namensliste findet sich hier. Obwohl durch die Forschungen der letzten 10 Jahre einige der Toten identifiziert werden konnten, sind immer noch 117 unbekannt, darunter 86 Soldaten und 35 Zivilisten.
Am 21. November wurde das Buch im Rahmen einer Festveranstaltung auf dem Kriegsgräberfriedhof und im Gemeindesaal von St. Johannis vorgestellt. Die ersten neuen Namens-Sammeltafeln aus Granit wurden enthüllt. Die Aufstellung weiterer Namens-Sammeltafeln wird im Jahr 2009 abgeschlossen.
Zu der Veranstaltung waren etwa 90 Interessierte nicht nur aus Berlin gekommen. Anita Mächler, Vorsitzende des Heimatvereins Tiergarten, führte durchs Programm. Ansprachen hielten Frau Knoop, bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zuständig für die Kriegsgräber, Walter Momper, Parlamentspräsident von Berlin und Schirmherr des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und Dietmar Arnold, Vorsitzender des Berliner Unterwelten e.V., ohne deren finanzielle Unterstützung das Buch
nicht hätte gedruckt werden können. Er dankte besonders dem Vereinsmitglied Uwe Friedrich für die graphische Aufbereitung der vielen Bilder. Nach einer kurzen Präsentation alliierter Luftaufnahmen aus dem 2. Weltkrieg durch Ulrich Cimiotti, Professor an der Freien Universität, stellte Bernd Hildebrandt die langwierige Recherchearbeit vor, die bis nach Frankreich geführt hatte. Unter der Leitung von Thomas Carl begleiteten 30 Mitglieder der LesSINGers, Chor des Lessing-Gymnasiums im Wedding, die Veranstaltung eindrucksvoll mit ihrem Gesang.
Die Gedenktafel an der Friedhofsmauer wurde 2003 auf Initiative des damals noch bestehenden Heimatmuseums Tiergarten angebracht und korrigierte die falsche Inschrift der früheren Porzellantafel. Um diese Inschrift "Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft" gab es in der Bezirksverordnetenversammlung Streit: Christoph Ziermann (damals Verordneter der PDS) konnte nicht akzeptieren, dass auch deutsche Soldaten mit eingeschlossen werden. Seiner Meinung nach können "die Täter" nicht als "Opfer" bezeichnet werden. So unerträglich der Gedanke ist, dass hier vielleicht der erschossene Deserteur neben seinem Mörder liegen könnte, so unmöglich ist es, sie zu trennen.
In den nächsten Tagen dürfte das Buch in der Dorotheenstädtischen Buchhandlung von Klaus-Peter Rimpel zu erhalten sein. Darin können viele interessante Geschichten von 50 Zeitzeugen, die an dem Projekt mitgewirkt haben, nachgelesen werden. Außerdem beschäftigt sich der Geschichtswerkstatt-Kurs der City-VHS und des Heimatvereins mit den Recherchen zum Buch, uns zwar am 25. November, am 2. und am 16. Dezember, dienstags, jeweils 17 Uhr in der Turmstraße 75 in den Räumen des Heimatvereins.
Alles ist vergänglich. Bei manchen Dingen macht uns das traurig, bei anderen freut es uns. Und Street Art wäre ohne gar nicht denkbar. Schade nur, dass es so schwer ist, das zu akzeptieren.
Man weiß erst, was man hatte, wenn es fort ist. Mit dem Merhaba Discount geht ein Herzstück des Moabiter Lebens verloren. Aber die Menschen werden seiner gedenken.
Die Berliner Kinos leiden. Die Besucher bleiben weg und das Geld fehlt gerade den kleinen Betreibern. Wenn die Kinos sterben, geht eine jahrhundertealte Tradition verloren. Und ein Stück Demokratie.