Wie viel Durchgangsverkehr verträgt eine Wohnstraße? Die Zinzendorfstraße ist gerade mal 200 Meter lang und doch ein Paradebeispiel für große stadtplanerische Fragen. Und für einen jahrzehntelangen Kampf um Ruhe und Sicherheit.
Jetzt kommt die Vielfalt der Welt nach Moabit. Eine Buchhandlung, geführt von der Literaturagentin Sharmaine Lovegrove. Die möchte den Verlagen zeigen, was sie falsch machen.
Ich bin Malerin und wohne seit 1978 in Moabit. Studiert habe ich an der Hochschule der Künste Berlin und seit 2001 bringe ich Malerei und Theater zusammen auf die Bühne.
Im Frühjahr 2005 wurde ich auf die Welt der Bilder, die Kinder in Moabit mit Kreide auf die Straße malen, aufmerksam. Für meine Arbeit als Malerin gibt es kaum etwas Anregenderes als Kinderbilder. Ich begann in der Waldstraße, wo ich wohne, zu fotografieren, aber bald fand ich auch auf anderen Plätzen und Straßen in meiner Umgebung regelmäßig Bilder auf dem Asphalt. Ich war von ihrer Schönheit so angezogen, dass ich über mehrere Jahre, in der warmen Jahreszeit früh morgens, so oft es ging, zum Fotografieren loszog. Das war, ohne dass ich es damals wusste, der Beginn unserer Arbeit an unserer Inszenierung des “Gierigen Riesen”.
Das Maltheater, wie ich es unter dem Namen ‘THEATER PASST’ betreibe, ist eine Erfindung von Gert Engel (in seinen Händen liegen Regie, Licht, Musik und Geräusche) und mir. Es gibt beim “Gierigen Riesen” und bei allen unseren Inszenierungen ein Geschehen, wie immer im Theater, aber nicht von Schauspielern oder von Puppen gespielt, sondern von mir gemalt. Dazu wird gesprochen, gesungen und Musik gemacht. So wie die Handlung es erfordert, entstehen in der Bildfläche Figuren, werden weggewischt, entstehen neu.
Wenn das Märchen vom Gierigen Riesen anfängt, gibt es auf dem Bühnenboden einen zwei Quadratmeter großen auf Packpapier gemalten Garten mit vielen seltsamen Pflanzen und Tieren. Drei Kinder tauchen auf, sie spielen selbstvergessen in ihrer vertrauten Umgebung. Bis sie auf jemanden stoßen, dem das alles nicht gefällt, der alles ganz anders, der alles für sich haben will... Gibt es tatsächlich niemanden, der sich dagegen zu wehren wüsste?
Im Anschluss an die Vorstellungen machen wir - nach vorheriger Vereinbarung mit dem Veranstalter - mit den Zuschauer-Kindern Malaktionen. Bei gutem Wetter draußen, auf Straßen und Plätzen, bei schlechtem Wetter auf der Bühne im Theatersaal. Die künstlerische Leiterin der Berliner Schaubude, Silvia Brendenal, meinte kürzlich zu diesen Aktivitäten: “... die Freiheit der Kreativität, Freiheit durch Kreativität... Wirklich faszinierend, was atmosphärisch rüberkommt...”.
Wir haben die Inszenierung mit großem Erfolg schon oft in In- und Ausland gespielt. Und ich möchte hier an dieser Stelle, so wie im März im Stadtteilplenum, daran erinnern, dass es die Moabiter Kinder waren, die uns auf den “Gierigen Riesen” gebracht haben.
P.S.
Nach unseren vielen Gesprächen (mit den Veranstaltern in Deutschland und Frankreich, mit den Kindern, den begleitenden Eltern, Erzieherinnen und Lehrern nach den Vorstellungen, ) über die Straßenzeichnungen der Kinder würden wir gerne weitere Formen und Möglichkeiten finden, in Moabit auf den Erfindungsreichtum und die Aussagevielfalt dieser Zeichnungen hin zu weisen und die Moabiter Bürgerinnen und Bürger auf die Schätze zu ihren Füßen aufmerksam zu machen.
Hier eine Bildergalerie mit Kreidezeichnungen von Kindern aus Moabit und mit Fotos der Aufführung vom "Gierigen Riesen" in der Schaubude und der Malaktion in Grenoble:
Jetzt kommt die Vielfalt der Welt nach Moabit. Eine Buchhandlung, geführt von der Literaturagentin Sharmaine Lovegrove. Die möchte den Verlagen zeigen, was sie falsch machen.
Man muss nicht gewinnen, um als Siegerinnen vom Platz zu gehen. Klingt nach einer Floskel, aber für den FSV Moabit ist es wahr. Die Frauenmannschaft hat gegen den männlich dominierten FC Bundestag verloren. Und halt auch nicht.
Alles ist vergänglich. Bei manchen Dingen macht uns das traurig, bei anderen freut es uns. Und Street Art wäre ohne gar nicht denkbar. Schade nur, dass es so schwer ist, das zu akzeptieren.
Man weiß erst, was man hatte, wenn es fort ist. Mit dem Merhaba Discount geht ein Herzstück des Moabiter Lebens verloren. Aber die Menschen werden seiner gedenken.