Der arme Poet – und wie‘s heute so geht
Der arme Poet von Moabit, Graffiti Seydlitzstraße, Foto: Ralf G. Landmesser Gleich unterm Himmel Moabits wohnt schon lange Dichter Schmitz lebt dort - ein wirklich armer Hund - buchstäblich von der Hand in‘n Mund. Ist das Haus auch alt und schrundig findet Schmitz es doch ganz pfundig denn Charakter hat der Kasten und er haut froh in die Tasten. Bis ein Miethai kommt geschwommen dessen Seele ist verkommen. Hat nur Profit in seinem Hirne und Haifischzähne in der Birne. Über Schmitz‘ bescheid‘nem Heime der noch sinnt auf gute Reime sieht Hainrich Rauh gleich Dollars blitzen die für ihn quell‘n aus allen Ritzen. Schon sieht statt Speicher er ne Villa Terrasse, Aufzug, drin Chinchilla. Der Hai kennt alle Tricks und Tücken und lässt gleich seine Kerls anrücken. Das Dachgeschoss schnell abgerissen drunt‘ unserm Dichter gehts beschissen: Dreck und Lärm verhinderns Dichten als droben sich die Mauern lichten.
Nahrung deucht nun gut dem Manne er haut ein Ei sich in die Pfanne. Doch da bröckelt auf den Dotter Deckenkalk und andrer Schotter. Schon ergießt sich erster Regen dorthin wo just Schmitz gelegen: hin auf sein lyrisch Lotterbette wo er doch lieber Musen hätte … Bald tropft es an ner and‘ren Stelle gleich neben seinem Bettgestelle wo nun der Manuskripte Haufen schnöd anfängt elend zu ersaufen … Es verläuft des Herzbluts Tinte geistig greift der Schmitz zur Flinte während er die Dichtung rettet und schon heimlich mit sich wettet wo wohl das „Dach“ als nächstes leckt ganz sicher ist das so bezweckt: schnell rausgeekelt soll er werden das ist der Dinge Lauf auf Erden. Derweil tropft es schon anderswo - auf seine Bücher und im Klo. Von Schmitzens Decke fällt der Putz auf alles legt sich Staub und Schmutz. Erbost ruft Schmitz die Polizei! Die Feuerwehr ist auch dabei. Es ist der Freitag, spät am Tage - sie sehen keine Rechtsgrundlage. Die „Freund‘ und Helfer“ gehn dahin kein Helfen kommt in ihren Sinn. Der Schmitz heult auf, ringt seine Hände: Wann hat der Wahnsinn wohl ein Ende? Als schon erneut es sich ergießt das Wasser aus dem Leuchter schießt. Es flammt kurz auf, dann ist es duster im Dunkeln hört man Schmitzens Huster. Schmitz, der tastet nach der Kerze weint laut auf in seinem Schmerze doch nach einigem Gefummel leuchtet ihm der Kerzenstummel. Vorsintflutlich flackerts Lichte schluchzend sucht er die Gedichte will zu seinem Schreibtisch gehen sieht den PC im Wasser stehen … Um ihn wird es Nacht und nächter sein Schlaf jedoch wird immer schlechter denn schon ab Sieben wird gebaut Schlaf und Nerv wird ihm geklaut. Hainrich Rauh lacht leise lüstern bläht erwartungsvoll die Nüstern denn das Bauen wird sich lohnen das wirft ihm wieder ab Millionen. … … … Ja sicher ist er für Kultur an Schmitz denkt er nicht mal die Spur. Er sponsort die Events, die teuern damit spart er noch satte Steuern. Schmitz sitzt derweil beim Kerzenlichte mit leckem Dach und schreibt Gedichte unter 'nem Sonnenschirm mit Plane und hadert mit der Welten Wahne. Leise wächst um ihn der Schimmel weit entfernt vom Dichterhimmel Der Schimmel wird kein Flügelross Es riecht wie Keller, nicht nach Schloss. Es liegt der Wahnsinn nah beim Wohnen. Niemand wird den Dichter schonen. Kein Pegasus wird ihn erretten ihn bringen zu geweihten Stätten. Das Kapital geht über Leichen - arme Dichter müssen weichen. Leo von Seelöffel, Sept./Okt. 2021 Etwaige Ähnlichkeiten mit Personen und Ereignissen sind weder beabsichtigt, noch entsprechen sie den Tatsachen, sind aber keineswegs rein zufällig.https://moabitonline.de/33103