Jetzt kommt die Vielfalt der Welt nach Moabit. Eine Buchhandlung, geführt von der Literaturagentin Sharmaine Lovegrove. Die möchte den Verlagen zeigen, was sie falsch machen.
Wir haben unseren Veranstaltungskalender überarbeitet und um neue Quellen ergänzt. Hier ein Überblick über die wichtigsten Neuerungen:
1. Neue Filtermöglichkeiten
Über das „Gut und Böse“ von Baugerüsten kann man geteilter Meinung sein. Sie verdunkeln Wohnungen, ich habe immer ein wenig Angst drunter durchzulaufen, für Radwege sind sie der Tod. Aber sie haben mir vom Hausdach aus auch einige der schönsten Sonnenuntergänge beschert und völlig neue Perspektiven auf die Stadt eröffnet.
Dass sie tatsächlich ernsthaft für sportliche Zwecke einsetzbar sind, ist mir erst seit kurzem bewusst.
Denn die Stadt bietet trotz ihrer vorgegebenen Strukturen jede Menge Spielraum, sich auch mal auszuprobieren und einfach neue Wege zu gehen. Das kann man im Kopf machen aber auch mit konkretem körperlichem Einsatz. Am besten funktioniert die Kombination aus beidem.
Ben von ParkourONE zeigt mir die Trainingshalle auf dem Gelände in Friedrichshain und ich bin überrascht, wie ästhetisch ein Baugerüst sein kann. Das nämlich ist die Kerneinheit des Indoor-Bereichs, hier versuchen sich Viele: Kinder, Leute vom Unisport, Interessierte und Könner. „Eigentlich ist sie perfekt, aber ich habe schon wieder neue Ideen, was man umbauen könnte“, meint Ben. „Man beginnt die Stadt mit anderen Augen wahrzunehmen, wenn man Parkour ausübt.“ Auf das obere Fenster der gegenüberliegenden Ruine als Eingangsmöglichkeit wurde ich auch schon aufmerksam gemacht, aber ich gehe ja eigentlich eher durch Türen.
„Parkour“ kommt aus Frankreich, aus den sogenannten Banlieues – den Vororten der französischen Großstädte. Begründer David Belle (Jahrgang 1973) lernte zuerst von seinem Vater, einem ehemaligen Vietnamsoldaten, wie man sich in Einklang mit Natur und Umwelt über natürliche Hindernisse bewegt. Diese Kunst wandelte er in den 80er Jahren auf die Gegebenheiten in der Stadt um. Geschrieben wird Parkour daher mit „hartem“ K und ohne das S am Ende, weg mit Überflüssigem also, nicht „Parcours“, wie man es kennt.
Parkour ist über die Sportart hinaus aber auch eine Einstellungssache.
Denn es geht nicht allein darum, nur mit der Kraft seines Körpers natürliche oder urbane Hindernisse wie Baumstämme, Zäune und Mauern oder richtige Gebäudeteile zu überwinden. „Traceure“, also diejenigen, die sich abseits der gewohnten Wege begeben, haben auch eine klare Vorstellung, unter welchen Bedingungen man das praktizieren sollte.
Man kann sich hierbei eigentlich Nichts vormachen, die Antwort kommt sehr direkt.
Entweder man schafft das Hindernis oder eben Misserfolg. Der kann auch recht schmerzhaft sein, deswegen ist die ehrliche Einschätzung seiner Möglichkeiten eine Grundvoraussetzung. Konkurrenzfreiheit, Vorsicht, Respekt, Vertrauen und Bescheidenheit sind die fünf Prinzipien, die die Berliner Traceure von ParkourONE für sich und ihre Trainees voraussetzen.
Respekt bezieht sich auch auf den Umgang mit Privateigentum. Man möchte sich zwar über ursprüngliche Gebietsgrenzen hinwegsetzen, das bedeutet aber nicht, dass man Grünflächen überrennt oder Dinge absichtlich beschädigt, um sie zu überwinden. Absprachen mit Eigentümern können hier nützlich sein, gegenseitige Anerkennung ist das Ziel. Wettkämpfe sind nicht vorgesehen, die Auseinandersetzung mit den eigenen Fähigkeiten steht vor dem Messen mit einem Gegner. Medien, Werbung, Videospiele arbeiten auch massiv mit dem rebellisch-kreativen Sportstil. Sie kommerzialisieren die Philosophie dahinter aber oft oder ignorieren sie, was eigentlich nicht im Sinne des Erfinders ist.
Was aber keinen Grund darstellt, es nicht auch einmal selbst auszuprobieren. Denn nur vor der Kiste oder Konsole hocken, macht noch keinen wirklichen Coolnessfaktor. Man benötigt für die Ausübung von Parkour zunächst einmal nur bequeme Kleidung, in der man sich frei bewegen kann. Das teure Sportoutfit braucht es aber nicht unbedingt. Trainieren können bereits Kinder ab 8 Jahren. Einen ersten Einblick konnten sich die Moabiter Kids bereits auf dem Moabiter Sportfest verschaffen, auf dem das Team von ParkourONE erste Trainingstips gab. Ab dem nächsten Jahr soll der Spielplatz Zwinglistraße im Rahmen des Projekts „Moabiter Bewegungslandschaft", organisiert von BERLINbewegt e.V. , für Jugendliche umgestaltet werden. Hierbei soll auch ein Parkour-Übungsplatz mit integriert sein. Denn wie wir nun wissen, sind Bänke ja nicht nur zum darauf „abhängen“ nützlich.
Wer sich dem Großstadtdschungel stellen möchte und es aus Moabit heraus schafft, kann sich direkt bei ParcourONE coachen lassen. Die sympathischen Jungs (und einige Mädels) haben ihren Sitz auf einem alten Gewerbegelände neben dem S-Bahnhof Warschauer Straße und bieten neben dem Kindertraining angeleitete und offene Trainings sowie Krafttraining an.
Man muss nicht gewinnen, um als Siegerinnen vom Platz zu gehen. Klingt nach einer Floskel, aber für den FSV Moabit ist es wahr. Die Frauenmannschaft hat gegen den männlich dominierten FC Bundestag verloren. Und halt auch nicht.
Alles ist vergänglich. Bei manchen Dingen macht uns das traurig, bei anderen freut es uns. Und Street Art wäre ohne gar nicht denkbar. Schade nur, dass es so schwer ist, das zu akzeptieren.
Man weiß erst, was man hatte, wenn es fort ist. Mit dem Merhaba Discount geht ein Herzstück des Moabiter Lebens verloren. Aber die Menschen werden seiner gedenken.
Die Berliner Kinos leiden. Die Besucher bleiben weg und das Geld fehlt gerade den kleinen Betreibern. Wenn die Kinos sterben, geht eine jahrhundertealte Tradition verloren. Und ein Stück Demokratie.