Stinkende Ginkos in der Salzwedeler Straße
Mitte Juni beschwerte sich eine Bewohnerin der Salzwedeler Straße während der Sprechstunde der SPD-Abgeordneten Jutta Leder im BürSte-Laden über die stinkenden Bäume in ihrer Straße. Beim Kieztreffen bestätigten Anwohnerinnen, dass der Gestank nach faulen Eiern über Wochen hinweg ganz unerträglich ist und die Früchte an den Schuhen kleben bleiben und damit der Gestank auch in die Wohnungen hinein getragen wird.

Jutta Leder fragte nach und erhielt die unten dokumentierte Antwort des für Straßenbäume in Mitte zuständigen Mitarbeiters. Das heißt, das Bezirksamt wird nichts unternehmen, um den Anwohnern zu helfen, mit den Folgen eines eigenen Fehlers umzugehen.
Hier stellen wir die Frage an die Bewohnerinnen: „Welche alternativen Vorschläge habt ihr/haben wir, um mit den weiblichen Ginkos und ihren Früchten umzugehen, damit das Geruchsproblem immer dann, wenn es auftritt, schnell gelöst wird?“ Denn eine Abholzung zu fordern, ist vielleicht wirklich nicht das Richtige.
Aus dem Schreiben von Wolfgang Leder, dem Verantwortlichen für Straßenbäume im Bezirk Mitte:
„... es handelt sich natürlich um die weiblichen Ginko biloba.
Man hat in der Regel immer nur die männlichen Pflanzen gesetzt. Leider haben einige Bezirke bei den Pflanzungen nicht immer darauf geachtet und auch weibliche Bäume gesetzt. Im Ortsteil Wedding steht 1 Baum im Ortsteil Tiergarten sind es 22 Bäume. Dies ist sicherlich auch auf den damaligen starken Einfluss von Ben Wagin zurückzuführen. Die weiblichen Bäume fruchten auch nicht in jedem Jahr. Das Problem taucht in der Regel immer wieder so alle 2 bis 4 Jahre auf.
Die Früchte bilden sich zum Herbst aus, sind ca. so groß wie Mirabellen und die Kerne sind wenn sie reif sind essbar. Sie bleiben im Winter am Baum haften und bekommen dann Frost, nach der Frostphase tauen Sie auf und bilden dann im Rahmen des biologischen Abbaus die Buttersäure aus. Diese Säure hat die Aufgabe die Samenhülle soweit anzugreifen, das der Samen keimfähig wird. Dieser Geruch ist natürlich für die Anwohner nicht immer angenehm aber nur über einen kurzen Zeitraum wahrnehmbar. Sobald die BSR die Fruchtmumien am Boden entfernt verschwindet auch der Geruch.
Da es sich inzwischen in allen Fällen um stattliche Bäume handelt die alle älter als 35 Jahre sind, sollte man von zusätzlichen Schnittmaßnahmen absehen, eine Fällung würde ich ganz ausschließen, schon weil man keinem Baumschützer oder Naturschutzverband klar machen kann, dass gesunde Bäume wegen einem kurzzeitig auftretenden unangenehmen biologischen Prozess gefällt werden müssen. Ich war am 21.05.2010 an allen Standorten weil mir aufgefallen war das in diesem Jahr die Früchte sehr lange haften blieben und konnte keinen Geruch wahrnehmen.

Beschwerden lagen uns bisher keine vor. Ich denke man muss mit solchen kleinen Dingen leben können, es gibt nun mal nicht die perfekte Baumart.
Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Leder
Straßenbaumpflege und Friedhöfe"
Zuerst erschienen in der LiesSte,
Zeitung für den Stephankiez,
Nr. 17, Oktober 2010