Pamuk heißt Baumwolle

Hasan Aydemir, Pamuk-Shop
»Ich heiße Hasan Aydemir und betreibe seit 2008 Jahren den Pamuk-Shop an der Gotzkowskystraße, Ecke Zwinglistraße. Angefangen habe ich vor 9 Jahren mit einem kleinen Kiosk mit nur einigen Tabakwaren und Zeitungen. Es hat mich jedoch immer gestört, wenn Kunden zu mir kamen und nach Artikeln fragten, die ich nicht führte. Also habe ich mein Angebot kontinuierlich ausgebaut. In meinem jetzigen Laden mit seinen 240 Quadratmetern gibt es kaum etwas, was es nicht gibt: Neben Zeitungen, Tabakwaren und Lebensmitteln für den täglichen Gebrauch kann man bei mir auch Taschenlampen, Tarkan-Musikkassetten, Dinosaurier aus Fernost, Lamettaperücken, Tafelkreide, Schulranzen, Turnschuhe, Malerkreppband, Pyramiden als Stifthalter, Schmuck, Shisha-Pfeifen, Berlin-Postkarten und vieles mehr kaufen.
Viele Kunden, die meinen Laden betreten, sagen, dass das Warensortiment und die Anordnung sie an den Urlaub in Spanien oder der Türkei erinnern.
Pamuk bedeutet Baumwolle und wird stark mit meiner Heimat Türkei in Verbindung gebracht. Doch als Namensgeber diente vor allem mein kleiner, weißer Hund, eine Malteser-Terrier-Mischung, der auch Pamuk heißt und auch ein wenig wie ein Baumwollbausch aussieht. Irgendwann haben mich Kunden darauf angesprochen, dass es doch toll wäre, Pamukshop-Souvenirs anzubieten. Die Idee war geboren und seitdem verkaufe ich auch Stofftaschen, Schlüsselanhänger, Stifte, T-Shirts und Käppis mit »I Love Pamuk-Shop«-Motiven. Bei den meisten der Souvenirs ist auch das Relief von meinem Hund Pamuk abgedruckt. Ich freue mich, wenn meine Kunden die Pamuk- Shop-Souvenirs kaufen, denn das zeigt mir, dass sie meine Freunde sind – und nicht meine Feinde.
Kriminalität ist nämlich schon ein Thema für mich: an den Wochentagen habe ich bis 24 Uhr geöffnet, an den Wochenenden sogar bis zwei Uhr morgens. Da kommen schon viele komische Menschen vorbei, und dann ist es sehr wichtig, Distanz zu halten und nicht zu nett zu sein, denn sonst wirst du auch mal schnell zum Opfer. Ich musste schon öfter Klartext reden und einige Leute zum Gehen auffordern, wenn sie zum Beispiel aggressiv oder betrunken sind.
Die meiste Zeit des Tages bin ich und meine Mitarbeiter damit beschäftigt, die vielen Artikel zu sortieren, die Preisschilder anzubringen und zu entstauben. Für jeden Artikel, den ich verkaufe, mache ich zehn Handgriffe. Dann kann man sich vorstellen, dass ich sehr viel zu tun habe. Ab und zu muss ich aber auch mal abschalten von den täglichen Arbeiten. Am liebsten tue ich das, indem ich aus kaputten Sachen etwas Neues mache. Mein Sohn hat mich zum Beispiel mal gebeten, ein Spielzeug zum Schieben zu basteln. Ich habe einen kaputten Schuhlöffel mit dem Rad eines kaputten Hakenporsche verklebt, an dem Schuhlöffel habe ich mit Kabelbinder eine kleine Glocke befestigt und natürlich ein Bild von Pamuk, dem Hund. Mein Sohn konnte das Teil herum schieben und es klingelte dabei sehr lustig. Das hat ihn sehr gefreut und da habe ich mich auch gefreut.«
Aufgezeichnet von Nathalie Dimmer
Zuerst erschienen in “ecke turmstraße“, Nr. 2 – märz 2013.
Pamuk-Shop bei qype (nicht mehr online) und mehr Bilder vom Laden: das neue panorama
Artikel über den Pamuk-Shop in der TAZ von 2022.