Neubau am Hauptbahnhof

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Der Berliner Hauptbahnhof steht in der Wüste, so eine immer wiederholte Feststellung auswärtiger und Berliner Journalisten. Er wurde ja nicht ohne Absicht an diese Stelle gebaut, an der rundherum die meisten Grundstücke der ehemaligen Bahntochter Vivico gehören. Oder gehörten, denn die Vivico elbst gehört schon eine ganze Weile dem österreichischen Immobilienfonds CA Immo. Hier sollten und sollen Grundstücke vermarktet werden. Pläne gibt es schon lange. Pläne zur Umbauung des Humboldthafens, Pläne für das Lehrter Stadtquartier südlich des Bahnhofs, Pläne von Meermann-Chamartín an der Invalidenstraße, wo ein blaues Plakat in 3 Sprachen wirbt, und Pläne für das Quartier an der Heidestraße.

Und was bietet sich in der Nähe eines Hauptbahnhofs an? Hotels, wie auf vielen freien Grundstücken in der Innenstadt! Gebaut werden zur Zeit fast nur noch Hotels, könnte man meinen. Noch besser: Hotels und Kongresszentren. Und so wollen beide Eigentümer, die Vivico südlich des Bahnhofs das sogenannte Lehrter Stadtquartier mit 5 Gebäudeblöcken als Hotel- und Kongressstandort (für etwa 1.200 Betten und 3.500 Kongressbesucher) ausbauen, wie auch Meermann-Chamberlain die Fläche nördlich des Bahnhofs an der Invalidenstraße (für etwa 400 Betten). Und nicht nur direkt am Hauptbahnhof, gegenüber Ecke Lehrter Straße will Motel One bauen, in der Lehrter Straße ein A&O Hostel, die Gästehäuser und Jugendgästehäuser der Stadtmission sind gut ausgelastet. Aber auch in der Paulstraße baut Motel One und viele kleinere und größere Hotels reihen sich an Alt-Moabit, Invalidenstraße ....

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Begonnen wird nicht etwa mit dem spektakulären "Cube" auf dem Washingtonplatz, in den zwischenzeitlich mal Bahnchef Mehdorn einziehen wollte. Nein, begonnen wurde Ende 2008 mit dem kleinsten dreieckigen Grundstück (ca. 950 m²) direkt an der Bahntrasse, Ilse-Schaeffer-Straße / Ecke Ella-Trebe-Straße.  Die High Gain House Investment Group baut für die Meininger-Gruppe ein 3-Sterne-Hotel mit knapp 300 Betten. Acht Stockwerke hoch soll es werden. Jetzt kann man den Bau langsam aus dem Boden wachsen sehen. Und schon gibt es Klagen, dass ja das schöne Glasdach verdeckt wird, wenn alle diese Gebäude stehen. Nun, dann sieht man wenigstens nicht mehr wie abgeschnitten es aussieht.

Die ganze Entwicklung braucht Zeit. Im Sommer 2006 wurde der städtebauliche Vertrag mit dem Land Berlin geschlossen und der Bebauungsplan festgesetzt nach einem städtebaulichein Entwurf des Architekten Prof. Oswald Matthias Ungers aus dem Jahr 1994. Und zunächst mal wird das Meininger-Hotel gebaut. Alle anderen Pläne sind noch nicht konkreter geworden.

Deutschlandradio Kultur brachte vor ein paar Tagen ein interessantes Interview zu Alexanderplatz und Hauptbahnhof, in dem Senatsbaudirektorin Regula Lüscher sich wundert, dass fast nur noch Hotelpläne bei ihr auf dem Tisch landen.

Wen's interessiert: Das Deutsche Architekturforum hat unter der Rubrik Regionale Foren auch einen Blog zum Lehrter Quartier & Hauptbahnhof.

Nachtrag

: Abendschaublog mit Film zu den Planungen rund um den Hauptbahnhof, November 2009. Und auch eine ausführliche Fotodokumentation zum Bau des Hauptbahnhofs.

HGHI-Projektseite zum Meininger am Hauptbahnhof.

TAZ-Artikel zum Meininger-Gründer Rokbani, der seine Anteile verkauft hat und jetzt in Berlin eine Schule gründen will.

Ein Sommerloch-Artikel zu Schulklassen im Meininger, der inklusive Foto nicht wirklich aktuell wirkt (Tagesspiegel).

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