Ein Hostel in der Quitzowstraße 110?

Seit einigen Monaten wird in der Quitzowstraße 110, das Haus mit den vergitterten Fenstern im Erdgeschoss, gebaut. Die Fassade ist gestrichen in freundlichem Rot und Gelb. Der Garten hinter dem Haus wird hergerichtet, Kies wurde geliefert. Auch innen waren die Bauarbeiter viele Wochen tätig. Doch ein Bauschild - wir dachten, dass das eigentlich an jeder Baustelle notwendig sei - gibt es nicht. Allerdings scheinen zur Zeit die Bauarbeiten zu stocken.
Bis vor ein paar Jahren wurde das Haus vom Bezirk als Obdachlosenheim genutzt. Die Bewohner waren meist ganz zufrieden mit den günstigen Preisen für die Doppelzimmer. Aber das Bezirksamt konnte oder wollte diese Art der Unterbringung nicht mehr fortführen und hat das Grundstück 2006 an den Liegenschaftsfonds zur Veräußerung übergeben.
Dieser hat das Haus nach eigenen Angaben auch Ende 2007 schon verkauft, doch hätte es so lange gedauert, bis „wir alle Vertragsinhalte abarbeiten konnten“, erklärte Frau von Frankenberg. An wen das Haus verkauft wurde, durfte sie nicht mitteilen. Das unterliegt dem Datenschutz. Sie erklärte, dass sie unsere Kontaktdaten an den neuen Eigentümer weitergegeben habe, so dass dieser sich melden könne, was aber (noch) nicht geschehen ist. Die Nachfrage im Amt für Planen und Genehmigen Mitte ergab, dass eine Anfrage zur Umnutzung in ein Hostel im Juni 2009 grundsätzlich positiv beantwortet sowie im Februar 2010 ein Freistellungsbescheid zum Anbau von Balkonen gefertigt wurde. Mehr ist dort nicht bekannt, da kein Bauantrag gestellt wurde. Für die Bauarbeiten, die bisher durchgeführt wurden, müsse auch kein Bauantrag gestellt werden, aber wenn wirklich ein Hostel eröffnet werden soll, dann schon.
Allerdings haben wir vor einigen Wochen mit den Bauarbeitern gesprochen und können deshalb berichten, dass nach deren Aussage in der Quitzowstraße 110 ein neues Hostel entsteht. Es solle „World-Hostel“ heißen, eine entsprechende Website haben wir aber noch nicht gefunden. Ein Hostel? Eigentlich logisch! Was könnte man leichter aus einem früheren Obdachlosenheim machen als ein Hostel? Außerdem, wenn A & O in der Lehrter Straße tatsächlich die 100 Zimmer, die sie Anfang Juni mitten auf der Baustelle eröffnet haben, vermieten kann und es läuft anscheinend gut, warum nicht noch mehr Hostels!? Ein Trost: so groß wie A & O wird es ja nicht.
Zuerst erschienen in LiesSte, Zeitung für den Stephankiez, Nr. 16, Juli 2010

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Nachdem man sich zunächst wunderte, warum es so lange nicht weiterging, stellte sich zunächst heraus, dass noch gar kein Antrag für die Umnutzung in ein Hostel gestellt worden war. Nun wurde der Fahrstuhl angebaut und seit gestern ist eröffnet, sagte zumindest die nette Dame am Telefon. Na, hoffentlich ist das kein schlechtes Omen, an einem Freitag, den 13.! Im Netz: www.mainstationhostel.de
Das mit der Eröffnung war aber wohl doch noch nicht so ganz ernst gemeint. Als wir den auf der Webseite angekündigten Strand im Garten heute in Augenschein nehmen wollten, wurde noch richtig gebaut. Der Sand liegt noch in Hügeln herum, die Leuchtbuchstaben wurden gerade montiert und die Umgebung des Fahrstuhls ist auch noch eine große Baustelle. Der Eigentümer kündigte in Kürze eine Eröffnungsfeier für die Nachbarschaft an.
Nachtrag 2017:
Überbelegung des Hostels in der Quitzowstraße mit Flüchtlingen, statt genehmigten 140 wohnen dort 170-200, keine Kommunikation zwischen Sozialamt und Bauamt und überhaupt: ein bezirkseigenes Wohnungslosenhaus wird privatisiert, zum Hostel umgebaut, anscheinend ist es den Touristen trotz des (früheren) Namens "Main Station Hostel" doch zu weit weg vom Hauptbahnhof und Flüchtlingsunterbringung ist ein gutes Geschäft (Berliner Woche), das das Land Berlin bezahlt. Irgendwie crazy!