Bürgerinitiative Silberahorn

Bereits zum vierten Mal trafen sich am 5. August um 19.30 Uhr an der Ecke Dortmunder - Bochumer Straße eine jedes Mal größer werdende Gruppe Moabiter BaumschützerInnen aus der Umgebung. Hier steht auf dem Gehweg in einem großen Hochbeet ein etwa 60 Jahre alter Silberahorn mit weit ausladender Krone. Wie ich bei dem Treffen erfuhr, kann der Baum erst nach 1950 gepflanzt worden sein, denn auf einem Foto aus diesem Jahr gibt es ihn noch nicht.

Im Juli bekamen Anwohner davon Wind, dass ein Fällantrag für den großen, die Straßenecke dominierenden Baum gestellt wurde. Das Grundstück mit der früheren Kindertagesstätte ist vom Liegenschaftsfonds Berlin verkauft worden. Hier soll hochwertiger Wohnungsbau entstehen. Pläne haben die Anwohner bisher noch nicht zu Gesicht bekommen, aber man kann sich vorstellen, dass ein ähnliches Projekt geplant ist, wie die nach europäischen Hauptstädten benannten Häuser der HGG am fast angrenzenden Bundesratsufer. Um das Grundstück hatte sich auch eine Baugruppe beworben, die die ehemalige Kita nicht abreißen sondern in ein Mehrgenerationenhaus umbauen wollte. Diese kam jedoch trotz Unterstütung durch die BVV Mitte nicht zum Zuge, da der Liegenschaftsfonds auf einem konkurrierenden Vergabeverfahren bestand, bei dem das Grundstück an den Meistbietenden vergeben wird. Jetzt müssen sich die Anwohner und - dank der Proteste - auch der Bezirk mit den Verwertungsinteressen herumzuschlagen.

Sobald die Hiobsnachricht bekannt wurde, gründete sich eine Bürgerinitiative, um für den Erhalt des Silberahorns und zwei weiterer alter Straßen-Bäume in der Bochumer Straße zu kämpfen. Auch für diese beiden Ahornbäume wurden Fällanträge gestellt, weil sie Baustelleneinrichtungen im Wege stehen. Vielleicht ist dort auch die Tiefgarageneinfahrt geplant. Unterschriften werden gesammelt, unzählige Briefe an den Stadtrat für Stadtentwicklung, das Umweltamt, das Straßen- und Grünflächenamt, den Investor usw. wurden geschrieben, von denen bisher die wenigsten beantwortet sind. Frau Kröger war früher Pfarrerin im Deutschen Herzzentrum und wohnt direkt an der Straßenecke. Sie initiierte die Proteste und suchte beim Stadtteilplenum in Moabit West Ende Juli Unterstützung für ihr Anliegen. Viele Bürgerinnen und Bürger, die Lokale Agenda Gruppe Mitte und der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) engagieren sich für die Bäume.
Im Berliner Abendblatt wurde bereits "Entwarnung" gegeben. Ephraim Gothe, der Stadtrat für Stadtentwicklung, wird zitiert: "Der Silberahorn wird nicht gefällt." Das bestätigte er mir auch noch einmal im persönlichen Gespräch. Eine Fällung von Straßenbäumen für Baustelleneinrichtungen lehne er ebenso ab, wenn sich nicht herausstellen sollte, dass die Bäume krank seien. Während der Abrissarbeiten ist es wichtig, dass die Bäume mit einem Schutz versehen werden, damit sie nicht "unabsichtlich" verletzt werden können.
Die Bürgerinitiative versammelt sich jeden Mittwoch um 19.30 Uhr Ecke Dortmunder - Bochumer Straße unter dem Baum. Kontakt kann auch über silberahorn-subscribe@googlegroups.com aufgenommen werden. Die Unterschriftenliste ist hier herunterzuladen.
Investor oder bauausführende Firma soll die Schlattmann Wohnbau GmbH aus Münster sein.
Nachtrag vom 20.8.09: Heute hat das Bezirksamt eine Pressemitteilung herausgegeben, die die Fällung eines der beiden Straßenbäume in der Bochumer Straße bekannt gibt. Es handelt sich um den schrägstehenden Silberahorn. Der Silberahorn an der Ecke bleibt stehen, er wird eingekürzt, ebenso wie zwei Straßenbäume in der Bochumer Straße. Diese Arbeiten sollen ab dem 24.8. durchgeführt werden. Die Fällung des Baumes übernimmt der Investor, deshalb konnte Herr Leder, im Straßen- und Grünflächenamt zuständig für die Straßenbäume in Mitte, keinen genauen Termin angeben. Er hat der Bürgerinitiative gestern abend die Entscheidung und die Gründe dafür mitgeteilt.
Wir danken Andreas Szagun, dass er uns zwei der Fotos zur Verfügung gestellt hat.
Nachtrag:
Seit Herbst 2012 gibt es einen Blog der B.I. SilberahornPLUS.
Das graue Nilpferd auf der wegen den Neubauten am Bundesratsufer hergestellten kleinen Grünfläche wurde "bestrickt" (Berliner Woche).